
Zwei Enzyme aus der Natur – Bromelain aus der Ananas und Papain aus der Papaya – rücken zunehmend in den Fokus, wenn es um innovative Ansätze in der Mundpflege geht. Was steckt dahinter, und wie realistisch ist der Nutzen für Zähne und Zahnfleisch?
Enzyme in der Mundpflege: Alte Idee, neue Ansätze
Zahnverfärbungen, Plaque und Beläge sind mehr als nur ein ästhetisches Problem – sie beeinflussen die orale Gesundheit insgesamt. Während mechanisches Zähneputzen der Goldstandard bleibt, interessieren sich Hersteller und Forschende für natürliche Hilfsstoffe, die den Reinigungseffekt unterstützen könnten. Enzyme wie Bromelain und Papain stehen hier im Rampenlicht: Sie haben proteolytische Eigenschaften, können also Eiweiße spalten – und das theoretisch auch in Belägen auf Zähnen.¹
Bromelain und Papain – pflanzliche Proteinspalter
Beide Enzyme stammen aus tropischen Pflanzen:
- Bromelain findet sich in der Ananas, insbesondere im Strunk.
- Papain stammt aus der Papaya-Fruchtmilch.
In der Medizin und Nahrungsergänzung werden sie traditionell vor allem wegen ihrer eiweißspaltenden Wirkung und bei Verdauungs- oder Entzündungsproblemen eingesetzt. Ihre Anwendung in der Mundpflege basiert auf der Idee, dass sie Proteinkomponenten im Biofilm aufweichen oder aufspalten könnten und so die mechanische Reinigung erleichtern.²
Was sagen Studien?
In ersten in-vitro-Untersuchungen zeigte sich, dass enzymhaltige Zahnpasten mit Bromelain oder Papain dabei helfen könnten, den bakteriellen Biofilm zu reduzieren.³ Eine kleine klinische Pilotstudie aus dem Jahr 2017 legt nahe, dass Zahnpasta mit Papain und Bromelain Verfärbungen entfernen kann, ohne den Zahnschmelz zu schädigen.⁴*
Wirkweise – mehr als nur Reinigung?
Einige Laborstudien diskutieren zusätzlich, ob Bromelain und Papain entzündungshemmende Eigenschaften entfalten könnten – insbesondere im Zahnfleischbereich.5 Doch auch hier gilt: Die Übertragbarkeit auf den Menschen und der konkrete Nutzen im Alltag sind noch nicht abschließend belegt.
Fazit
Die Idee, mithilfe von Bromelain und Papain sanft gegen Plaque und Verfärbungen vorzugehen, ist charmant – und erste Forschungsergebnisse machen neugierig. Doch klar ist auch: Wer sich für enzymhaltige Zahnpflege interessiert, sollte dies als Ergänzung zur klassischen Mundhygiene verstehen. Ohne offizielle Health Claims bleiben Bromelain und Papain interessante Kandidaten – aber (noch) keine zugelassenen Wirkstoffe zur Prävention oder Therapie in der Zahngesundheit.
Literatur
*Die Datenlage ist noch begrenzt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat bislang keinen Health Claim für Bromelain oder Papain im Zusammenhang mit Mund- oder Zahngesundheit zugelassen. 6
1 Chandrasekaran M et al., “Plant-derived enzymes and oral health: a review,” J Oral Biol Craniofac Res, 2022; 12(2): 167–174.
2 Addy M, Moran J. “Mechanisms of stain formation on teeth, in particular associated with metal ions and antiseptics,” Adv Dent Res, 1995; 9(4): 450–456.
3 Malhotra N et al., “Natural Enzymes: A New Trend in Plaque Control,” J Int Soc Prev Community Dent, 2016; 6(5): 472–476.
4 Müller J et al., “Evaluation of an enzyme-containing dentifrice on extrinsic tooth stain,” Am J Dent, 2017; 30(6): 319–324.
5 Hale LP et al., “Proteolytic activity and anti-inflammatory effects of oral bromelain: a review,” Phytomedicine, 2005; 12(9): 681–689.
6 EFSA Register of Questions. Health claims assessments under Regulation (EC) No 1924/2006. https://www.efsa.europa.eu/en/applications/nutrition